PRO BAHN zu den Bremer Koalitionsverhandlungen
Nach der Wahl im Bundesland Bremen wird nun offenbar die bisherige Koalition aus SPD, Grünen und Linken fortgesetzt. Für den Fahrgastverband PRO BAHN ist dies ein Anlass, um einige grundlegende Forderungen an die kommende Landesregierung unter Bürgermeister Bovenschulte zu richten. Wer auch immer auf Maike Schaefer im Amt des Verkehrssenators folgt, wird viel Arbeit zu erledigen haben, damit der weitere Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gelingt.
So muss nach dem tollen Start mit vielen Millionen verkaufter Fahrkarten der Erfolg des Deutschlandtickets fortgeführt und ausgebaut werden; dazu ist vor allem die Finanzierung in Zusammenarbeit mit den anderen Bundesländern dauerhaft zu sichern. PRO BAHN fordert außerdem, gemeinsam mit dem VBN vergünstigte Angebote wie das TIM-Ticket für Jugendliche gegebenenfalls auf das Deutschlandticket auszuweiten und bei Bedarf weitere vergünstigte Abonnements für Kinder, Familien und einkommensschwache Menschen einzurichten. Gebotene Vergünstigungen müssen allerdings aus den Töpfen des Sozialetats finanziert werden, damit sie das Geld, mit dem das Angebot bei Bussen und Bahnen bestellt werden kann, nicht schmälern.
Neben attraktiven Tarifen ist ein gutes Verkehrsangebot die wesentliche Voraussetzung dafür, dass der ÖPNV überhaupt in Anspruch genommen wird. Bremen hat zwar bereits ein engmaschiges Netz von Bussen und Straßenbahnen, jedoch gibt es auch hier noch etliches zu verbessern:
„Die Straßenbahn erschließt leider bei weitem nicht das gesamte Stadtgebiet, insbesondere nicht den Bremer Norden, wo in Gröpelingen Endstation ist“, erläutert Ingo Franßen, stellvertretender Vorsitzender des Regionalverbandes Oldenburger Land/Bremen von PRO BAHN. „Hier müssen endlich konkrete Schritte eingeleitet werden, um die Strecke zum Bahnhof Bremen-Burg und von dort aus in Richtung Osterholz zu verlängern. Die Planungen für die unsinnige Verlegung der Straßenbahn von der Fußgängerzone in die Martinistraße müssen dagegen sofort aufhören; von dieser Verlegung haben die Fahrgäste nichts.“
Bremerhaven ist zudem seit über 40 Jahren ohne Straßenbahn. PRO BAHN fordert, dass in der beginnenden Legislaturperiode mit dem Bau einer neuen Nord-Süd-Linie durch die Stadt begonnen wird. Hingegen sollte auf jeglichen weiteren Aus- und Neubau der Autobahnen in Bremen verzichtet werden.
Ingo Franßen dazu: „Wer wirklich will, dass Menschen verstärkt den ÖPNV benutzen, muss die verfügbaren Mittel dort investieren und darf sie nicht in umweltschädliche Autobahnprojekte stecken, die nur neuen Autoverkehr produzieren. Statt Geld in die Planung von Autobahnen zu stecken, müsste auch dringend der Regionalbusverkehr ins Bremer und Bremerhavener Umland zu einem attraktiven Angebot ausgebaut werden. Hier ist die Taktung oft nur sehr dürftig und erreicht nicht einmal einen Stundentakt an allen Wochentagen.“
Darüber hinaus kommt die Regio-S-Bahn nicht richtig voran. Zwar sind zahlreiche neue Haltepunkte in der Planung, jedoch lassen sie viel zu lange auf sich warten. Hier muss im Interesse der Fahrgäste mehr Schwung in die vorhandenen Projekte z. B. in Mittelshuchting und an der Universität gebracht werden. Am Ende muss eine echte S-Bahn stehen, die alle Linien und alle Halte ganztägig mindestens halbstündlich bedient, wobei auf der Durchmesserlinie von Bremen-Blumenthal bis Achim ein ganztägiger Viertelstundentakt erforderlich ist, um dem Fahrgastpotential gerecht zu werden.
Insgesamt sollte Bremen auch für die kommende vierte Entwurfsfassung des sogenannten Deutschlandtakts mutige Eingaben machen, die noch über das Niveau des dritten Entwurfs hinausgehen. Als Bremsklotz könnte sich hier gerade Niedersachsen erweisen, das leider bislang nur recht zögerliche, für eine Verkehrswende unzureichende Ausbauten des ÖPNVs für den Deutschlandtakts angemeldet hat.
Um die für den Mehrverkehr nötigen Streckenkapazitäten zu schaffen, muss Bremen auch den dreigleisigen Ausbau zwischen Bremerhaven und Verden stärker vorantreiben. Insbesondere sollte überprüft werden, ob im Abschnitt Bremen-Burg – Achim nicht sogar ein viergleisiger Ausbau sinnvoller wäre. Auch dazu ist eine enge Abstimmung mit Niedersachsen erforderlich. Ingo Franßen schlussfolgert daraus: „Letztlich wird die neue Koalition nicht umhinkommen, auch neue Kapazitäten für Planung und Umsetzung aufzubauen, die derzeit noch fehlen.“