Hannover, 14.07.2021
Der Vorstand des Fahrgastverbands PRO BAHN Niedersachsen hat sich auf seiner konstituierenden Sitzung am 9. Juli auch mit den möglichen Folgen des bevorstehenden Streiks der Lokführergewerkschaft GDL bei der Deutschen Bahn beschäftigt. Der Verband, der die Interessen der Fahrgäste in Niedersachsen und Bremen vertritt, ist in hohem Maße beunruhigt über die Ankündigung des Streiks, der dieses Mal auch die vielen Privatbahnen in Niedersachsen betreffen dürfte, da die GDL ihn erkennbar auch auf die bisher stets verschonten Infrastrukturbereiche ausdehnen will.
„Wenn auch nur ein Stellwerk nicht besetzt ist, kommt der Zugverkehr auch auf den Strecken zum Erliegen, auf denen die Deutsche Bahn gar nicht fährt“ erläutert der neue Landesvorsitzende Malte Diehl aus Oldenburg. Die Folgen dürften für den gesamten ÖPNV in Niedersachsen erheblich sein.
„Viele Fahrgäste haben während der Pandemie Bahn und Bus den Rücken gekehrt. Sie kommen zurück, aber langsam. Ein Streik ab August wird ihre endgültige Abkehr vom ÖPNV bewirken. Das ist nicht nur klimapolitisch desaströs, sondern auch für die Ertragsseite der Aufgabenträger und Bahnunternehmen. Die Zahl der gekündigten Abos wird abermals steigen. Nach dem Streik werden wir Mühe haben, den weiteren Ausbau des ÖPNV zu rechtfertigen. Warum soll man ein Verkehrsmittel nutzen, welches sowieso schon als nicht sehr pünktlich bekannt ist und zeitweise dann überhaupt nicht verkehrt?“.
Gerade im ländlich geprägten Niedersachsen wird durch einen Streik die Abkehr von Bahn und Bus vorangetrieben. Den Leuten bleibt gar nichts weiter übrig, als mit dem Auto zu fahren – der Zug kommt ja mal wieder nicht.
Darüber hinaus ist man bei PRO BAHN von Stil und Ton der Auseinandersetzung stark irritiert. „Man muss den Eindruck gewinnen, dass die GDL die Deutsche Bahn nicht als Tarifpartner, sondern als Feind betrachtet. Wie anders lassen sich Vokabeln wie „Lügenbaron Seiler“ erklären? Hier geht es in zunehmendem Maße gar nicht mehr um die Interessen der Beschäftigten, sondern erkennbar um die Profilierung einer Gewerkschaft – auf Kosten derjenigen, die mittels Erwerbs einer Fahrkarte in ganz erheblichem Maße zur Finanzierung der Gehälter beitragen. Wir, die Bahnkunden, sollen wieder einmal den Kopf für eine tarifpolitische Auseinandersetzung hinhalten. Sehr bequem für die Streitenden, die aber offenbar die langfristigen Folgen völlig aus den Augen verloren haben.“
Bei PRO BAHN will man das so nicht hinnehmen. „Bei allem Respekt vor tariflichen Auseinandersetzungen, die natürlich auch einen Streik einschließen: Wir, die Fahrgäste, sind nicht bereit, hierfür die Zeche zu zahlen.“ Natürlich liege bei der Deutschen Bahn erkennbar einiges im Argen. Aber ein Streik ist kein Mittel, um diese Probleme zu lösen. Das geht nur mit Unterstützung der Bahnkunden und nicht, indem man sie vor den Kopf stößt.
PRO BAHN Niedersachsen erwartet bei Streiks „im Minimum“ einen verlässlichen Notfahrplan für die Züge der DB AG und eine ganz klare Ansage, dass man das Verkehren aller Züge der anderen Bahnunternehmen im Lande nicht blockieren wird.
Wer das genauso sieht wie PRO BAHN Niedersachsen, der kann diese Position im Internet unter https://bit.ly/3r6b7K6 teilen.